Ihr Name:
Hier könnte
stehen, was Sie anders gemacht hätten.
Patrick Müller:
Eine maximale Miosis,
sprich stecknadelkopfgroße Pupillen deuten in der Regel auf einen
Opiat-Intox hin. Diese können Morphine, Heroin und
andere sein. Die
Tatsache, dass keine Einstichstellen gefunden wurden, kann auch darin liegen,
dass das Zeug unter Umständen eraucht/inhaliert bzw. über Schleimhäute
resorbiert wurde. Die Atemdepression ist in der Regel immer die
Folge eines Opiat-bzw. Benzodiazepin-Intoxes. Das Nichtreagieren auf Schmerzreiz
ist auf die analgetische Wirkung von Opiaten zurückzuführen,
da diese die sog. Serotonin-Rezeptoren besetzen, welche auch für die
Atemdepression verantwortlich sind.
Meines Erachtens
hätte aufgrund des Zustandes des Patienten schon zu Beginn eine assistierte
Beatmung durchgeführt werden, darüber hinaus das frühzeitige
Legen eines sicheren, peripher venösen Zugangs. Die Gabe von Narcanti
war hier sicherlich indiziert und notwendig. Meine Erfahrung ist jedoch,
dass es besser ist, den Patienten (wohlgemerkt bei offensichtlichen Abhängigen)
nicht zu antagonisieren, sondern eine Intubation anzutreben und den Patienten
unter intensiv-medizinischer Überwachung den Rausch "ausschlafen"
zu lassen, da die Fluchtgefahr" nach Antagonisierung relativ hoch ist und
somit auch die Gefahr einer erneuten Überdosis bis hin zum "Goldenen
Schuss", da Narcanti eine Halbwertszeit von ca. 30 min., Opiate aber
hingegen bis zu 24 h wirken können.
Ergänzung
der Redaktion:In diesem Fall wäre es
auch möglich, ein subcutanes Narcanti-Depot anzulegen, aus welchen
das Narcanti langsam abgegeben wird um die Gefahr eines "goldenen Schuss"
zu veringern.
Werner Hansen:
Narcanti i.m. oder
s.c. hält meines Wissens aber auch nur 4 Stunden und ist damit auch
nicht wesentlich vorzuziehen... Natürlich immer noch
besser, als nur
die 30 min i.v., jedoch ist ein Narcanti-medikamentierter Patient auf jeden
Fall einzupacken und ins Krankenhaus zu bringen oder zumindest in einer
Substitutionsambulanz/Druckraum o.ä. überwachen zu lassen.
Dr. Helmut Lohrer:
Beim Verdacht auf
Opiat-Intoxication kann die Gabe von Naloxon sinnvoll sein. Wer schon einmal
ein rasant sich entwickelndes Entzugssyndrom (Tachykardie, Unruhe bis zur
Aggressivität, Blutdruckabfall bis hin zum Schock, cerebrale Krampfanfälle
etc.) gesehen hat, wird hiermit sehr vorsichtig umgehen und nur soviel
geben, daß der Pat. genügend atmet. Kollege Müller weist
zurecht auf die kurze Halbwertzeit von Naloxon hin. Ich habe eine Patientin
aus der Notaufnahme rennen sehen, die mit Naloxon "wachgespritzt" wurde,
die wenig später bewußtlos wieder eingeliefert wurde. Also ggf.
vorsichtig eine Dosis i.v. und gleichzeitig eine subcutan oder i.m.
Bei Flumazenil (Anexate)
wäre ich noch vorsichtiger. Bei Patienten, die wir mit Benzodiazepin-Intoxikationen
antreffen, ist zunächst von einem
regelmäßigen
Gebrauch und damit einer Gewöhnung auszugehen. Mit Flumazenil kann
man denen plötzlich die Benzos entziehen, die Krampfschwelle sinkt
und man erlebt den tollsten Status epileptikus, den man sich vorstellen
kann. Ich bin in dies Falle schon geraten und möchte es nicht noch
einmal erleben. (Etwas anderes ist die Überdosierung im Rettungsdienst
oder in der Klinik, da ist es weniger problematisch.) Warum der Kollege
in diesem Fall Naloxon und Flumazenil i.m. gibt, just als der Pat. aufgewacht
ist, verstehe ich nicht. Warum hat er ihn dann gezwickt? Mit Infusion per
NAW zur Überwachung ins Krankenhaus hätte sicher gereicht.
Wenn Sie Verbesserungsvorschläge
zu den Maßnahmen in diesem Fallbeispiel haben, dann schreiben Sie
bitte an:
fallbeispiele@rettungsdienst.net
Bitte geben Sie im Betreff
an, auf weches Fallbeispiel Sie sich beziehen. |