Gerald Schneider:
Auch ich bin der
Meinung, dass die Intubation sofort (!) erfolgen hätte sollen. Bei
GCS 7 ist das durchaus indiziert.
Weiters denke ich,
dass ruhig ein höherer Flow an O2 gewählt werden hätte können.
4 Liter sind da schon absolute Untergrenze. Es ist mir schon klar, dass
die Diagnose "Hirnblutung" nicht im NAW gestellt wurde, sollte es jedoch
Anzeichen dafür geben, ist die Atropingabe obsolet!
Patrick Müller
Meines Erachtens hätte die Intubation
auch vor Ort durchgeführt werden sollen! Die Patientin hätte
dann auch nicht in Seitenlage, sondern, in Hinblick auf die Hirnblutung,
in leichter Oberkörperhochlage transportiert werden können! Desweiteren
hätte der initial gemessene Hypertonus schon eine Verdachtsdiagnose
in Richtung cerebrale Störung vermuten lassen sollen. Wurden Reflexe
geprüft? Insbesondere Barbinski? Mich würde ausserdem interessieren,
ob das aufnehmende Haus eine neurochirurgische Abteilung hat.
Robert Strauß
Die Gabe von Atropin
bei einer Herzfrequenz von 15/min. war durchaus indiziert. Atropin gilt
nach wie vor als Mittel der ersten Wahl in der Behandlung der Sinusbradykardie.
Aus welchem Grund sollte Atropin bei einer Hirnblutung obsolet sein?
Patrick Müller
Die Atropingabe
sollte man aus zweierlei Gesichtspunkten betrachten:
Einerseits ist sicher,
dass man eine Sinusbradycardie am besten mit einem Parasympatholytikum
behandelt oder Katecholamine einsetzt. Da aber mit einem erhöhten
Hirndruck zu rechnen war, bzw. eine intiale Hypertonie vorlag, war und
ist Atropin hier sicherlich das Mittel der Wahl gewesen. Andererseits wirkt
Atropin steigernd auf den Augeninnendruck und führt zu einer zentralen
vagalen Erregung. Doch in welchem Maße das geschieht, ist gegenüber
dem Nutzen abzuwägen. In Anbetracht der akuten Situation m.E. angebracht.
Im Nachhinein könnte man vielleicht klären, welche Ursachen die
Bradycardie herbeiführten? Vermutlich eine Vagusreizung?
Marc Helming
Eine frühzeitige
Intubation wäre bei der GCS von 7 auch ohne Retrospektoskop, d.h.
ohne V.a. Hirnmassenblutung, sicher indiziert gewesen. Auch die 4l O2 sind
sicher eher etwas wenig. Keinen Zweifel gibt es dagegen meiner Meinung
nach bei dem Atropin. Zwar besteht bei V.a. erhöhten Hirndruck eine
Kontraindikation für Mydriatika, zu denen ja bekanntlich auch Atropin
gehört, allerdings geht es hierbei um die diagnostische Anwendung
zur Beurteilung des Augenhintergrundes (Stauungspapille), da eine Pupillenbeurteilung
danach nicht mehr möglich ist, und nicht um die Anwendung im Rahmen
einer pulslosen Bradykardie. Ergo: die Atropin-Gabe war
u.a. wegen fehlender
Alternativen (Alupent = ß-Mimetikum --> eher Hirndrucksteigerung,
Schrittmacher auch nur bedingt sinnvoll, da Ursache zerebrale Vagusreizung)
meines Erachtens absolut indiziert und sinnvoll und, wie sich zeigte, auch
effektiv. Auch die Diagnose wird in solchen Fällen sicher nicht verschleiert,
da bei unklarer Bewußtlosigkeit sowieso eine Indikation für
ein Notfall-CT besteht.
Ihr Name:
Hier könnte
stehen, was Sie anders gemacht hätten.
Wenn Sie Verbesserungsvorschläge
zu den Maßnahmen in diesem Fallbeispiel haben, dann schreiben Sie
bitte an:
fallbeispiele@rettungsdienst.net
Bitte geben Sie im Betreff
an, auf weches Fallbeispiel Sie sich beziehen. |