Rettungsdienst in Namibia

Grundsätzlich ist der Rettungsdienst in Namibia „zweigeteilt“: zum einen gibt es den öffentlichen Rettungsdienst, zum anderen die privaten Rettungsdienste MRI Namibia und AeroMed. 
Der öffentliche Rettungsdienst ist über das ganze Land verteilt präsent; außerhalb der Hauptstadt Windhoek ist er meistens den Krankenhäusern angeschlossen. In Windhoek selber gibt es einen recht professionellen Rettungsdienst, der sowohl über Paramedics (welche in Südafrika ausgebildet wurden) wie auch über Ambulanzfahrzeuge europäischer Dimensionen verfügt (Iveco Daily und Toyota HiAce). Außerhalb Windhoeks ist der Rettungsdienst meist an die Kliniken der Gemeinden angeschlossen und verfügt über simpel ausgestattete Ambulanzen auf Basis eines Toyota-Kleinbusses; hier liegt aufgrund schlecht qualifizierten Personals der Schwerpunkt auf dem Prinzip „scoop and run“. Abgesehen von Windhoek erfolgt die Anforderung der Rettungsmittel über die Krankenhäuser.
Die privaten Rettungsdienste MRI Namibia – eine Tochter von MRI Südafrika – (MRI = MedRescue Inernational) und AeroMed finden sich vorwiegend in den Zentren der weißen Bevölkerung, so in Windhoek (169.000 Einwohner), Walvis Bay (50.000 EW), Rehoboth (21.000 EW), Swakopmund (18.000 EW), Tsumeb (13.5000 EW) und Otjiwarongo (<10.000 EW). Hier finden sich sowohl Ambulanzen – meist auf Basis eines VW Transporters oder MB Sprinter – wie auch PKW, mit denen Paramedic oder Arzt schnell den Einsatzort erreichen. Herzstück beider Organisationen ist aber sicherlich die Luftrettung, die mit Flächenflugzeugen sowohl sekundär als auch primär durchgeführt wird. Eine auf der Strasse landende Cessna bei einem Verkehrsunfall ist nichts besonderes. Die Kosten für den Einsatz trägt der Geschädigte, sofern er nicht Mitglied dieser Organisationen ist (was die meisten Besserverdienenden sind). Touristen sind oftmals bei der Miete eines Leihwagens automatisch für diesen Zeitraum versichert. Die medizinische Ausstattung der Fahr- und Flugzeuge entspricht weitestgehend europäischem Standard. Die Alarmierung erfolgt über eigene Zentralen oder durch den direkten Anruf des örtlichen Rettungsmittels per Handy.
Ein sehr großes Problem des Rettungsdienstes in Namibia sind die riesigen Entfernungen: vor dem Hintergrund, dass die Bevölkerungsdichte unter 2 Einwohnern pro km² beträgt, liegen nicht selten einige hundert Kilometer zwischen den Ortschaften. Dadurch bedingt kann es durchaus vorkommen, dass eine Ambulanz bei einem der häufigen Verkehrsunfälle einen Anfahrtsweg von über hundert Kilometern hat. So wurde mir glaubhaft von einem Verkehrsunfall inmitten der Namib berichtet, bei dem eine Ambulanz den Unfallort nicht erreichte, weil ihr vorher der Sprit ausging; eine andere musste am Unfallort betankt werden, da sie nach 250 Kilometern Anfahrt nicht mehr genug Sprit für den Rückweg hatte. 
Selber wurde ich Augenzeuge und Ersthelfer bei einem Verkehrsunfall, der sich im Oktober 1998 auf der B1 ca. 40 Kilometer südlich von Otjiwarongo ereignete: erst nach über 40 Minuten traf für die beiden schwerverletzten Frauen (Touristen aus Deutschland) und ihren leichtverletzten Fahrer eine (!) Ambulanz von AeroMed auf Basis eines VW T2 ein (Bild rechts). 
Die Besatzung bestand aus zwei Krankenschwestern und einem Fahrer; bei der einen Frau wurde die offene Oberarmfraktur mittels eines Brettes geschient, sie erhielt O² und ein Pulsoxymeter wurde angeschlossen; nach Verbinden der übrigen Wunden wurde sie dann auf einem Spineboard in die Ambulanz verladen. Die andere Verletzte mit Verdacht auf Beckenfraktur wurde mittels einer Schaufeltrage, auf der sie verblieb, aufgenommen und abtransportiert. Der Fahrer mit Kopfplatzwunde und Commotio musste mangels weiteren Platzes sitzen. Nach einer Verweildauer am Unfallort von etwa 10 Minuten wurden die Verletzten ohne venösen Zugang oder Analgesie mit ROTlicht ins Krankenhaus nach Otjiwarongo gebracht. Die beiden Deutschen wurden nach 1 bzw. 2 Wochen nach Deutschland zurückgeflogen.

 
Impressum für diesen Bericht
Name des Autors Claus Kemp
Kontakt email c_laus11@hotmail.com
Weiterführende URL's http://crash.to/Namibia
http://www.mri.co.za/Namibia/MRI-Namibia.htm
http://angola.here.de
Bearbeitung/Layout Björn Heumann
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